Wendeschneidplatten – kleine Werkzeuge für größte Präzision

Von Geometrie über Material bis zur Messtechnik – was Wendeschneidplatten so besonders macht und warum ihre Messung der Schlüssel zu perfekter Zerspanung ist.

Veröffentlicht am 16.10.2025

Wenn ein Werkstück nicht die gewünschte Maßhaltigkeit oder Oberflächenqualität erreicht, liegt die Ursache oft bei einem unscheinbaren Bauteil: der Wendeschneidplatte. Dieses kleine Werkzeug trägt eine große Verantwortung. Seine Kantenform, das Material und die Oberflächenbeschaffenheit bestimmen nicht nur die Standzeit des Werkzeugs, sondern auch die Präzision des gesamten Fertigungsprozesses. In diesem Artikel geht es darum, warum Wendeschneidplatten so entscheidend sind – und wie moderne Messtechnik ihre Qualität sichert.

Wendeschneidplatten – kleine Werkzeuge mit großer Wirkung

Präzision beginnt an der Schneide

Drehen, Fräsen oder Bohren – egal welches Verfahren gewählt wird, das Ziel bleibt dasselbe: eine makellose, hochpräzise Oberfläche.
Beim Drehen wird diese Qualität maßgeblich durch die Wendeschneidplatte bestimmt. Ihre Geometrie entscheidet darüber, wie der Werkstoff abgetragen wird, wie sich Wärme entwickelt und wie lange das Werkzeug gleichbleibende Ergebnisse liefert. Schon minimale Abweichungen an der Schneidkante können Rattern, schlechte Oberflächen oder erhöhten Verschleiß verursachen.

Wendeschneidplatte digitaler Zwilling

Im Gegensatz zu Vollhartmetallwerkzeugen bieten Wendeschneidplatten den Vorteil austauschbarer Schneidkanten. Ist eine Schneide verschlissen, wird einfach zur nächsten gedreht. Diese Flexibilität macht sie zu einem zentralen Element wirtschaftlicher Zerspanung – vorausgesetzt, jede Schneide ist mit identischer Präzision gefertigt und geprüft.

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Was die Qualität einer Wendeschneidplatte bestimmt

Eine Wendeschneidplatte ist weit mehr als ein einfaches Verschleißteil. Sie ist eine fein abgestimmte Mikrogeometrie, konstruiert für maximale Stabilität, Verschleißfestigkeit und reproduzierbare Spanbildung.
Ihre Leistungsfähigkeit hängt von mehreren Faktoren ab:

Material:

Häufige Werkstoffe sind Hartmetall, Bornitrid (CBN), Keramik und polykristalliner Diamant (PKD). Je nach Werkstoff des Werkstücks bietet jedes Material spezifische Vorteile – von Härte bis Hitzebeständigkeit.

Beschichtung:

Dünne Schichten aus Titannitrid (TiN) oder Titancarbid (TiC) erhöhen die Verschleißfestigkeit und verbessern die Wärmeableitung. Voraussetzung ist jedoch eine gleichmäßig präparierte Schneidkante, an der die Beschichtung optimal haftet.

Geometrie:

Der Kantenradius, Freiwinkel und Spanwinkel beeinflussen, wie sich der Span bildet und ablöst.
Bereits wenige Mikrometer Unterschied in der Kantenverrundung können Reibung, Wärmeentwicklung und Werkzeugstandzeit erheblich verändern.

Oberflächentopografie:

Die Rauheit der Spanfläche beeinflusst den Spanfluss. Eine glattere Oberfläche verbessert den Abtransport der Späne und reduziert Materialanhaftungen.

Warum die Messung entscheidend ist

Hersteller von Präzisionswerkzeugen stehen bei der Messung von Wendeschneidplatten vor einer der größten Herausforderungen der Messtechnik.
Entscheidende Merkmale wie Kantenverrundung, Schartigkeit oder Oberflächenrauheit müssen im Bereich von 5 bis 20 µm kontrolliert werden – oft auf stark reflektierenden, beschichteten oder gekrümmten Flächen.

Taktile Verfahren stoßen hier schnell an Grenzen:

  • Tastspitzen können scharfe Kanten nicht zuverlässig erfassen.
  • Ergebnisse hängen stark von der Bedienperson ab.
  • Die Messung liefert meist nur zweidimensionale Profile, keine echte 3D-Geometrie.

Optische Messverfahren bieten hier klare Vorteile: Sie erfassen Form und Rauheit in einem System, berührungslos und unabhängig von Material oder Beschichtung – mit hoher Punktdichte und Wiederholgenauigkeit.

Von der Kantenverrundung bis zur Schartigkeit – was wirklich zählt

Diese Parameter entscheiden über die Leistungsfähigkeit einer Schneidplatte – und müssen daher präzise überprüft werden:

Kantenverrundungsradius:


Bestimmt Beschichtbarkeit, Verschleißverhalten und Standzeit.
Ist der Radius zu klein, bricht die Schneide; ist er zu groß, steigen Schnittkräfte und Temperaturen.

Schartigkeit und Mikrodefekte:


Winzige Ausbrüche beeinflussen die Stabilität der Schneide.
3D-Messungen helfen, selbst kleinste Kerben sichtbar zu machen.

Rauheit der Spanfläche:


Sie beeinflusst den Spanfluss und die Wärmeabfuhr.
Nur flächenhafte Messungen mit hoher Punktdichte zeigen die reale Topografie.

Form und Winkel:


Parameter wie Freiwinkel, Keilwinkel und Spanwinkel bestimmen das Schnittverhalten.
Gleichbleibende Winkel garantieren identische Schneidbedingungen über alle Schneiden hinweg.

Falschfarben Messung Oberflächenrauheit Wendeschneidplatte

Oberflächenrauheit einer Wendeschneidplatte

surface roughness psydocolour cutting insert

Oberflächenrauheit einer Wendeschneidplatte - Falschfarben

Messtechnik, die mit der Produktion Schritt hält

In der Serienfertigung müssen Messungen schnell, reproduzierbar und rückführbar sein – selbst unter Temperaturschwankungen, Vibration oder Fremdlicht.
Optische Systeme auf Basis der Fokus-Variation haben sich hier besonders bewährt. Sie erfassen die komplette 3D-Geometrie und Oberflächentopografie einer Wendeschneidplatte im Mikrometerbereich – und das vollautomatisch.

So können Hersteller in einem einzigen Messablauf prüfen:

  • Kantenverrundung und Schartigkeit
  • Rauheit der Spanfläche
  • Formabweichungen, Frei- und Spanwinkel

Das Ergebnis: schnellere Qualitätssicherung bei gleichbleibend hoher Präzision.

Kantenverrundung Wendeschneidplatte

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Die Wendeschneidplatte als Herzstück der Produktivität

Jedes perfekt bearbeitete Werkstück beginnt mit einer Schneidplatte, die exakt so arbeitet, wie sie konstruiert wurde.
Wer die Geometrie dieser kleinen, aber entscheidenden Komponente versteht und kontrolliert, schafft die Grundlage für Prozessstabilität, Werkzeugstandzeit und gleichbleibende Oberflächenqualität.

Die Wendeschneidplatte ist weit mehr als ein Verschleißteil – sie ist die Schnittstelle zwischen Maschine und Material, der Punkt, an dem Präzision Realität wird.

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Für alle, die Wendeschneidplatten täglich prüfen, sind Genauigkeit und Reproduzierbarkeit unverzichtbar.
Die Fokus-Variation von Bruker Alicona ermöglicht Messungen von Form und Rauheit mit nur einem System – unabhängig von Größe, Material oder Beschichtung.
Ob bei der Messung scharfer Kanten, glänzender Oberflächen oder komplexer Formen: Systeme wie EdgeMaster G4, FocusX oder InfiniteFocus G6 liefern robuste, rückführbare Ergebnisse – und lassen sich problemlos in Produktionsprozesse integrieren.

Kleine Kante, große Wirkung

Die Leistungsfähigkeit eines Drehprozesses hängt letztlich von einem winzigen Detail ab: der Schneidkante von Wendeschneidplatten.
Ihre Geometrie bestimmt Werkzeugverhalten, Verschleiß und Oberflächenqualität.

Mit der richtigen Messtechnik wird aus mikrometergenauer Kontrolle makroskopischer Erfolg: Jede Schneide, in jeder Charge, exakt so präzise, wie sie sein muss.

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